30.7.05

Schweiz fällt zurück: Osteuropa rückt näher.

Im TA-Artikel vom 28.7. "Osteuropa rückt der Schweiz näher" demonstriert Annetta Bundi, Bern, blauäugig oberflächlichen Journalismus zum Thema der Erweiterung der Personenfreizügigkeit. Es mangelt an Fokus und Tiefgang, indem auf den Kern der Sache (Lohnverlust, Anstieg der Arbeitslosigkeit, etc) nicht ernsthaft eingegangen wird und die Stellungnahme in Sinne von Ablehnung oder Befürwortung sehr vage ist, obwohl die Autorin doch unverkennbar zu den Befürwortern gehört.

In den einleitenden Abschnitten lockt Bundi die Skeptiker:
"Die Skepsis gegen den erweiterten Personenverkehr mit der EU reicht bis weit in den Mittelstand hinein. Denn die wachsende Mobilität macht auch gut ausgebildeten Ärzten, Architektinnen, Bankern oder Grafikerinnen zu schaffen."
Nach dieser Anerkennung der Problematik wird sehr unbefriedigend beschwichtigt:
"Von einer schrankenlosen Zuwanderung kann allerdings nicht die Rede sein. Der Schweizer Arbeitsmarkt wird vielmehr nur sanft und schrittweise geöffnet. 2011 werden bloss 3000 Osteuropäer das ganze Jahr über bei uns arbeiten dürfen".
Wenn hier Bondi meint, die schrittweise Öffnung bis 2011 sei ein wirksames und genügendes Mittel gegen die erkannten Gefahren der Personenfreizügigkeit, dann wird sie der tatsächlichen sozialen und politischen Problematik nicht gerecht.
Eine derartige Antwort ist für die Skeptiker höchst ungenügend, denn die knapp 3-jährige Übergangsfrist (nach Inkrafttreten im Jahre 2008) bewirkt nur eine kurzzeitige Eindämmung der zu erwartenden Probleme mit Lohndruck, Sozialdumping und Beschäftigungskonkurrenz. Nach 2011 herscht vollständige Arbeits- und Niederlassungsfreiheit: Es kann dann kommen, wer Lust, hat, und hier auf Stellensuche gehen, für einige Monate arbeiten, worauf sie oder/und er dann Anspruch auf Sozialversicherungsleistungen hat.
Es sei mit einer stärkeren Zuwanderung zu rechnen. Das sei aber nur halb so schlimm, denn um 2030 sei der Höhepunkt der Zuwanderung ereicht - mit 55 000 aus der EU eingewanderten !
Dass sich Professor Jaeger auf solche gewagte Prognosen einlässt, zeugt von akademischer Realitätsfremde und Überheblichkeit. Das ökonomische Gefälle in die neuen EU-Länder ist derart gross, dass bei der Öffnung des Arbeitsmarktes ein langanhaltender Sog entstehen wird, der Arbeitnehmer und Arbeitgeber in Mitleidenschaft ziehen wird.
Heute leben nahezu 2 Millionen Ausländer in der Schweiz, davon sind schätzungsweise 400 000 illegale "sans papier". Die Grenzgänger und temporären ausländischen Dienstleister sind hier natürlich nicht mitgerechnet. Dieser Import von billiger Arbeitskraft hat der Schweiz enorm geschadet. Der Lebensstandard und die Kaufkraft der Leute ist in den letzten 15 Jahren laufend gesunken. Immer mehr Mittelständer sinken auf "working poor"-Niveau ab. Mit dem unkontrollierten Import von Billigarbeitern aus dem EU-Osten wird dieser unselige Trend noch vertieft werden.
...lesen Sie den Artikel.

TA, 28.7. "Osteuropa rückt der Schweiz näher". Annetta Bundi, Bern.
http://www.tagesanzeiger.ch/dyn/news/schweiz/519900.html
http://www.tagesanzeiger.ch/dyn/news/print/schweiz/519900.html

Kommentar: Kommentar veröffentlichen
<< Home

SwissBanner Link Exchange
Link Exchange Schweiz Link Exchange Schweiz (Dynamic Banner)
Link Exchange Schweiz by Oekosoft